iCH HABE GELESEN

Die Träume anderer Leute von Judith Holofernes (https://www.goodreads.com/review/show/5217456792)

Liebe Judith,

Du lässt mich mit Deinem Buch etwas ratlos zurück. Aber, wie ich mittlerweile denke, hast Du es auch gar nicht für mich geschrieben. Ich kenne „Wir sind Helden“. Ich wuchs auf als diese, nein, Deine Band bekannt war. Aber ich fand sie immer nur nett. Nie begeisternd. Entsprechend bin ich kein Fan und eben für solche ist wohl Dein Buch ausschließlich geeignet. Und das ist so schade. Jede Faser in mir sagt: bitte überzeug mich, nimm mich mit auf Deine Reise. Überwältige mich mit Deinen Ideen und Deiner Sprache. Aber immer wenn ich kurz davor bin ein paar Meter mit Dir mitgehen zu wollen, fängst Du an, dich zu wichtig zu nehmen. Dir selbst zu viel Bedeutung zu geben. Ein Singsangpopmäuschen, das denkt, ein Rockstar gewesen zu sein. Das funktioniert bei Fans. Bei mir als normalem Leser, der überzeugt werden möchte, leider nicht. Du erzählst von Krankheiten, deinem Zufriedensein im Kleinen und ab und zu lässt Du einen Satz als quasi allgemeine Gesellschaftskritik im nebenhergehen mit einfließen – das gehört ja schließlich so heutzutage. Viel zu häufig sehe ich eine Frau mit abgebrochenem Sozialpädagogikstudium vor mir, die sich einredet, dass alles was in ihrem Leben schief läuft schon so von ihr gewollt war.

Und dann ist da die andere Seite. Zauberhafte Ideen. Wohlige Sprache. Ein liebevoller Humor. Und nicht zuletzt Deine ausgestreckte Hand, die einen mitnehmen möchte. Dies gelingt Dir für mich leider bei „die Träume anderer Leute“ noch nicht. Du versuchst Deiner Biografie mit diesem Buch ein Denkmal zu bauen. Aber wie jeder Vollidiot weiss, muss dies zwangsläufig schief gehen.

Aber, und das ist bemerkenswert: ich habe Dein Buch zu Ende gelesen und freue mich auf mehr von Dir. Überzeug mich das nächste Mal. Bitte.

Dein Peter.

Du darfst nicht alles glauben, was du denkst: Meine Depression von Kurt Krömer (https://www.goodreads.com/review/show/5219833194)

Ich habe den Humor von Kurt Krömer nie wirklich verstanden. Ich finde ihn einfach nicht witzig. Ein müdes Lächeln, rang ich mir das eine oder andere Mal mühsam ab. Chez Krömer ging so halbwegs. In Lol war er cringe. Aber: das alles spielt an diesem Punkt keine Rolle – dieses Buch handelt hauptsächlich von Alexander Bojcan – dem Erfinder der Kunstfigur Kurt Krömer. Und eben dieser Alexander Bojcan hat auch dieses Buch geschrieben.

Sehr eindrücklich schildert er anhand seiner eigenen Biographie, wie er in eine Depression hinein und auch wieder hinaus fand und mittlerweile quasi ein trockener Depressioniker geworden ist. Dies alles ohne Fachtermini oder einen übergroßen, moralischen Zeigefinger. Einfach, sprachlich sehr gewitzt und pointiert. Man muss ihn mögen, diesen Alexander, der mit seinem wurstigen Käsebrot am Strand sitzt und schildert, wie doof denn so mancher sein kann und der das wichtigste am Menschsein wieder gefunden hat: die Hoffnung. Eben dieser humoristische Spiegel, in dem er auch sich selbst sieht und den ich bei Krömers Bühnenprogrammen für mich nicht entdecken kann, finde ich im Buch überaus gelungen.

Einfache, nachdenklich, unterhaltsame Lektüre. Eine stetige Aufforderung zur Reflexion. Ich kann diese lockere Buch uneingeschränkt empfehlen.

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